2012_11-JAKO-im-Kicker

JAKO im Kicker: Der kleine Riese

Sponsorenvorstellung

Sommer 2003: Eintracht Frankfurt, zwölf Monate zuvor erst nach einem Urteil des Schiedsgerichts vom 17. Juli 2002 im Besitz der Lizenz für die 2.Liga geblieben, war wieder in die Bundesliga aufgestiegen. Mit dem Image des verschuldeten Traditionsklubs, von dem sich im Sommer 2002 Investor Octagon getrennt hatte und dem viele Partner abgesprungen waren, konnte trotz der Bundesliga-Rückkehr nach zwei Jahren in der Zweitklassigkeit kein Staat gemacht werden.


Die Frankfurter Chaostage nach dem Abstieg im Jahr 2001 mit gleich fünf Chef- und Interimstrainern (Felix Magath, Rolf Dohmen, Friedel Rausch, Martin Andermatt, Armin Kraaz) von Januar 2001 bis zur Verpflichtung von Willi Reimann im Sommer 2002, die Wechselspiele auf der Führungsebene und auf der Managerposition waren noch gut in Erinnerung. Nun war auch noch Ausrüster Fila abgesprungen. Fieberhaft suchten Finanzvorstand Dr. Thomas Pröckl und Rainer Falkenhain, Leiter der Lizenzspielerabteilung, einen neuen Partner. Branchenführer wie Adidas, Nike und Puma winkten dankend ab. Einer gewährte den Frankfurtern immerhin Audienz: Rudi Sprügel (55), Gründer und Vorstandsvorsitzender der Jako AG.


Man wurde sich schnell einig. Beim Bundesligastart am 1. August 2003 lief Eintracht Frankfurt im Spiel beim FC Bayern München erstmals in JAKO-Trikots auf, und die trugen Schwegler und Kollegen auch am vergangenen Samstag in der Allianz-Arena. „Die Partnerschaft mit der Eintracht stand vom ersten Tag an auch auf einer persönlichen und menschlichen Basis. Nach zehn Jahren können beide Partner von einer Win-win-Situation sprechen“, sagt Sprügel. Die Zusammenarbeit ging auch weiter, als die Eintracht wieder zu einem Objekt der Begierde wurde. Vier Tage vor Weihnachten 2010 verlängerte Frankfurt den Vertrag mit dem Ausrüster um drei Jahre. Andere Sportartikel-Unternehmen hatten der Eintracht zuvor für einen Ausrüstervertrag mehr Geld geboten. Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen holte sich beim Aufsichtsrat die Zustimmung, den Vertrag mit JAKO trotzdem zu verlängern. Seine Argumente zogen: „Als die Eintracht am Boden lag und die Lizenzerteilung auf Messers Schneide stand, hat sich kein Ausrüster für uns interessiert. Rudi Sprügel stand zu uns und hat uns in schwierigen Zeiten geholfen. Da wechsle ich doch heute nicht den Partner, nur weil ein anderer 100 000 Euro pro Jahr mehr bietet.“ Damals, im August 2003, rieben sich die Fußballanhänger in der hektischen Finanzmetropole am Main erst einmal die Augen. JAKO? Das in Hollenbach, einem Ortsteil der Gemeinde Mulfingen im Hohenlohekreis in Baden-Württemberg beheimatete Unternehmen war zu jener Zeit noch nicht gerade der große Markenbegriff. Auch deshalb war sich Sprügel schnell mit Pröckl und Falkenhain einig geworden: „Wir wollten eine Partnerschaft mit einem Verein, der international einen Bekanntheitsgrad hat. Und der auch noch unter regionalen Gesichtspunkten in das Dreieck unseres Standortes zwischen Nürnberg, Stuttgart und Frankfurt passt.“


Die Flüsschen JAgst und KOcher standen Pate, als Sprügel 1989 sein Unternehmen gründete. Das Firmenlogo von JAKO symbolisiert die Zwillingsflüsse und auch die Bodenständigkeit von Rudi Sprügel, der in der Saison 1977/78 für die Würzburger Kickers 18 Spiele in der 2. Liga bestritten hat. In Würzburg arbeitete der Industriekaufmann zehn Jahre in einem Sportartikelgeschäft, bevor er den Sprung in die Selbstständigkeit wagte. Inspiriert zu diesem Schritt wurde Sprügel von den Vereinen im Würzburger Sportgeschäft. Die wieder einmal darüber jammerten, dass die Trikotsätze für die Jugendmannschaften noch nicht da waren. Und Sprügel konnte die Sache nur damit entschuldigen, dass die sogenannten „großen Marken“ Lieferschwierigkeiten hatten, vor allem jeweils kurz vor Beginn einer Saison.

Irgendwann war Sprügel die Rolle des Prellbocks zwischen Herstellern und Käufern leid. Im Nachbarort Stachenhausen, in der Garage seines Bruders, eröffnete er am 1. November 1989 einen kleinen Laden. Die Vereine in dieser Region waren seine Zielgruppe; mit vier in Taiwan gefertigten Trainingsanzugs-Modellen der damals neuen Marke JAKO nahm der Jungunternehmer das Rennen in der Branche der Sportartikel-Produzenten auf. Von einem Umsatz in Höhe von etwa 250 000 Euro träumte er im ersten Jahr, an dessen Ende er sich die Augen rieb: 900 000 Euro waren eingenommen worden. Sprügel hatte eine Marktlücke erkannt in einer Zeit, in der Nike gerade erst auf dem deutschen Fußballmarkt aufschlug und die Vereine zum Teil schon in der 2. Liga und vor allem in den höchsten Amateurklassen keine Verträge mehr von den Sportartikelkonzernen bekamen, somit Trikots, Hosen, Stutzen wie Jedermann kaufen mussten.


Über ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis und äußerst kurze Lieferfristen etablierte sich JAKO auf dem Markt. Drei Jahre nach dem Sprung in die Selbstständigkeit baute Sprügel in seinem Heimatdorf ein modernes Verwaltungs- und Betriebsgebäude. Ein Familienbetrieb, in dem die Töchter Nadine und Yvonne und einige der acht Geschwister des auf einem kleinbäuerlichen Gehöft aufgewachsenen Unternehmers mitwirken. Die große Mehrheit der heute fast 200 Mitarbeiter stammt aus der Gemeinde Mulfingen und Umgebung. Der Boss ist mit allen per du. 75 Millionen Euro wird JAKO in diesem Jahr umsetzen, davon etwa zwei Drittel in Deutschland. Tendenz steigend. Und doch eine kleine Nummer gegenüber Adidas und Nike, die 2011 etwa 13,3 bzw.16,4 Milliarden Euro erlöst haben. Im Vergleich der reinen Teamsport-Umsätze im Sporttextilbereich ist der Abstand bedeutend geringer. Doch der kleine Riese im Konzert der Großen spielt für viele Vereine und Verbände inzwischen die erste Geige. Mit Eintracht Frankfurt, Hannover 96, Greuther Fürth und dem FC Augsburg setzen vier Bundesligaklubs ebenso wie Frauen-Meister Turbine Potsdam aktuell auf JAKO. In Deutschland tragen über 1000 Mannschaften die Artikel des in zwölf Ländern vertretenen Unternehmens, das mit dem Slogan „Teamsport – just in time“ und einem Servicegrad von 95 Prozent wirbt. Weil Sprügel keinem Händler die Klagen zumuten will, die ihm damals zu Ohren kamen, als er noch in Würzburg die Kunden unverrichteter Dinge davonschicken musste: „Innerhalb von 48 Stunden ist jede Bestellung eines Vereins abgewickelt.“

Quelle: kicker | Autor: Rainer Franzke

Zurück zur Übersicht
Unsere Sponsoren & Partner