Der FSV Hollenbach macht sein Meisterstück

Zum zweiten Mal nach 2010 holt sich der FSV Hollenbach den Titel in der Fußball-Verbandsliga und steigt in die Oberliga auf. Doch warum gelang das Kunststück und wie wurde gefeiert?

von Marc Schmerbeck


Die Hollenbacher hatten sich gern. Nicht erst am Samstagnachmittag. Nach 90 einseitigen Spielminuten und einem 6:1-Sieg im Fellbacher Max-Graser-Stadion war die Verbandsliga-Meisterschaft des FSV Hollenbach fix. "Oberliga, wir sind zurück", stand auf den Meister-T-Shirts. Schon einige Minuten vor Spielende streiften sich Ersatzspieler und ein Großteil der mitgereisten Fans die Jerseys über.


Mehr als 250 Anhänger waren mitgekommen, insgesamt 750 Zuschauer, bildeten einen würdigen Rahmen. "Ich möchte mich bei den Fans für die überragende Unterstützung bedanken, meinte Manager Karl-Heinz Sprügel. "Die waren auch meisterlich." Spieler, Verantwortliche, Fans, alle ließen sich mit Meister-Wimpel oder der eigens gestalteten Trophäe fotografieren. Es regnete Sekt- und Bierduschen. An jeder Ecke wurde sich gedrückt, geherzt oder einfach nur gejubelt. Blau-rote Rauchschwaden zogen durch das Stadion. Laute Musik dröhnte aus dem mitgebrachten Lautsprecher.


Der Manager ist angespannt aber froh

"Ich bin überglücklich", meinte Manager Karl-Heinz Sprügel. "Ich bin zwar innerlich noch etwas angespannt, aber die Freude ist da. Die Jungs haben es sich verdient." Auch den gemeinsamen Ausflug nach Mallorca, den sie am nächsten, langen Wochenende unternehmen. "Ich ziehe den Hut vor der Mannschaft. Die waren unter Strom gestanden. Es herrschte vor dem Spiel eine Riesenanspannung. Auch den Trainer habe ich noch nie so nervös gesehen. Und wenn man dann 6:1 gewinnt. Respekt. Die Mannschaft hat die ganze Saison über Überragendes geleistet. Auch wenn wir Höhen und Tiefen hatten."


Trainer Martin Kleinschrodt gesteht die Liebe zu seinem Team

Die Hollenbacher ließen sich auch durch Rückschläge nicht aus dem Tritt bringen. Selbst durch den letzten nicht. Nach der 0:2-Niederlage gegen einen der härtesten Konkurrenten, den SSV Ehingen-Süd, hatte es Kritik gehagelt. Doch die Mannschaft blieb ruhig, zeigte mentale Stärke, holte fünf Siege in Folge und machte den Titelgewinn klar. "Ich war seit dem Ehingen-Spiel nervös", gab Trainer Martin Kleinschrodt zu. "Aber das durfte ich mir nicht anmerken lassen." Er stellte sich jederzeit vor die Mannschaft, nahm sie in Schutz. "Ich liebe die Jungs", meinte er. "Weil sie machen, was ich ihnen sage. Und weil es ein Team ist."


Der Zusammenhalt, die Geschlossenheit waren wichtige Gründe für den Titelgewinn. Die Mannschaft war eine Einheit. Und 27 Saisonsiege, mit Abstand die meisten, sowie nur 26 Gegentore in 38 Spielen zeigen auch die große Qualität des Teams auf. "Es war ein langer Weg", meinte Kleinschrodt. "Eigentlich kommt er zwei Jahre zu spät." Doch die Corona-Pandemie bremste die Hollenbacher aus.


"Es ist schon ein geiles Gefühl", sagte Samuel Schmitt, einer der wenigen Abgänge aus der Stammformation für die nächste Saison. "Man denkt an nichts anderes mehr." Der 23-jährige Offensivspieler will eine Pause einlegen - aus beruflichen Gründen. Auch Ex-Profi Florian Ruck wird in der Oberliga nicht mehr dabei sein. Auch er will sich auf den Beruf konzentrieren. Dafür waren beide beim Feiern noch mittendrin.


Mannschaftliche Geschlossenheit gab den Ausschlag

"Wir sind eine Mannschaft, ein Team, das füreinander kämpft", meinte der FSV-Vorsitzende Karlheinz Weidmann. "Es gibt in der Verbandsliga sicher Mannschaften, die individuell teilweise besser besetzt sind, aber die haben es nicht geschafft, mannschaftlich so geschlossen zu sein." In Hollenbach spielen nicht nur elf, sondern 20 Freunde gemeinsam Fußball. " Das ist ein geiler Verein", meinte Co-Trainer Stefan Roth, der erst seit dieser Saison an de Seite von Kleinschrodt agiert. Familiär, "Alles geerdet. Es macht tierisch Spaß hier." Und schon drückte ihm der Chefcoach ein Küsschen aufs Haupt.


Harald Müller, Spielleiter des Württembergischen Fußballverbandes gab den Hollenbachern bei der Wimpelübergabe mit, dass sie dieses Mal länger in der Oberliga bleiben sollen, als beim letzten Mal. Da waren es immerhin sieben Jahre.

Auch im Mai 2010 feierte der FSV den Aufstieg auswärts - in Frickenhausen. Doch es gibt einen kleinen Unterschied. Damals standen mit Joseph Fameyeh, Sanel Bradaric, Thorsten Plasch, Sebastian Kempf oder Christoph Schenk Spieler im Team, die vorher bereits beim TSV Crailsheim oder dem FV Lauda Oberliga spielten. Dieses Mal entstammen rund 70 Prozent des Teams der eigenen Jugend.

Das macht den Erfolg auch irgendwie zu einem Meisterstück des ganzen Vereins.

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